Auf den ersten Blick war alles wie immer: Auch dieses Jahr fanden sich am 18. Januar bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt wieder rund zwanzig Literaturfreunde an der Straßenecke Rumpffsweg/Dobbelersweg ein, um auf Arno Schmidt an seinem 103. Geburtstag anzustoßen – aber der erste Eindruck täuschte. Zugegen war diesmal nämlich auch eine neunköpfige Schülergruppe (8 Schüler, 1 Schülerin) der ›Stadtteilschule Niendorf‹ mit ihrem Lehrer, die den Altersdurchschnitt vergangener Geburtstagstreffen deutlich senkte.
Um 11 Uhr begrüßte Wolfgang Zimmermann vom Stadtteilarchiv Hamm alle Anwesenden und informierte über den Anlass des Zusammenkommens. Zimmermanns etwa zehnminütige Einführung in Schmidts Werk und Persönlichkeit wurde für den Rundfunk mitgeschnitten und noch am selben Abend auf NDR 90,3 in Teilen ausgestrahlt. Sein Fazit lautete: »Arno Schmidt trank reichlich und er schonte sich nicht, er arbeitete viel und verdiente wenig«. Verständlicherweise interessierte der Reporter sich aber auch für die jungen Leute. In seinem eigenen Deutschunterricht habe er den Namen Arno Schmidt nie vernommen, ließ er seine Interviewpartner wissen. Zudem sei er erst am Morgen spontan für einen erkrankten Kollegen eingesprungen. Sein Beitrag im ›Abendjournal‹ vermittelte dann aber einen sehr gelungenen Eindruck von der Veranstaltung und enthielt sogar noch eine kleine Weltpremiere: Arno Schmidt op Platt! Genauer gesagt: einen kurzen Auszug aus der Erzählung »Die lange Grete«, die von Joost Hinrichs ins Plattdeutsche übersetzt worden ist.