Auch zum 102.Geburtstag fanden sich unentwegte Schmidt-Anhänger um 11 Uhr an der Stelle des Geburtshauses ein, um des Schriftstellers zu gedenken und mit einem Schnaps zu gratulieren. Immerhin vierzehn Anwesende (darunter als jüngster einer von 1 1/2 Jahren!) trotzten der ziemlich kalten Luft bei -5°, aber ohne Schnee. Herr Zimmermann vom Stadtteilarchiv Hamm verlas einen Bericht über Schmidts Geburt und Hammer Kindheit (”Armut umgab mich wie ein roher Bretterzaun” wußte einer zu zitieren, BA I/1,65) und gab einen Überblick über den weiteren Werdegang, um dann einen kühlen Trunk auszuschenken, allerdings keine Alte Kanzlei sondern Uzo.
Mit dem Spruch “Aber für mich doch bitte ein Gläschen mit was drin (…) Vorsichtshalber wider den bösen Nebel” (BA II/3,319) wurden die (Plastik-) Becher geleert.
Aber es wurde auch darauf hingewiesen, Schmidt habe nach seiner eigenen Aussage “immer nur getrunken, um die Bildkraft der Seele zu steigern, dem geschundenen Geist die irdenen Bremsklötze wegzunehmen…” (BA I/1, 214)
Diese Probleme hatten wir zwar nicht, aber nachdem einige auch einen zweiten Schluck nicht verschmähten, wurde es doch allgemein als zu ungemütlich empfunden und man begab sich zum traditionellen Aufwärmen bei heisser Suppe (mit Brot) ins Stadtteilarchiv. Dort am runden Tisch kam es zu teils fröhlichen, teils nachdenklichen Gesprächen, wobei auch eines der seltenen Schmidt-Gedichte verlesen wurde, das er am Dümmer, Scheffel variierend, ins Gästebuch geschrieben hatte (”Grauqualmende Nebel umfeuchten…” BA I/4,174) Man kam u.a. sogar bis auf die Patente von Konrad Adenauer oder Hedy Lamarr zu sprechen – Schmidtadepten haben einen weiten Interessen-Horizont! Herr Zimmermann wies auch wieder auf Schmidts Schwester Luzie hin und ihren Enkel Dave Winer, zwei sehr interessante Gestalten, über die noch einiges zu erforschen sei.
Für den Sommer wird übrigens wieder der übliche Stadtteilrundgang auf den Spuren von Schmidts Kindheit stattfinden, und zwar am Wochenende nach Schmidts Todestag 3.Juni.
Gegen 13 Uhr hatten die ersten andere Termine, und wie immer war das dann Zeichen zum allgemeinen Aufbruch. Nach Dank an die Küche und “Also bis zum Sommer!” ging das Treffen zu Ende.